Mit dem Jahreswechsel rückt die Frage in den Fokus, ob die pauschale Anpassung tatsächlich trägt oder ob gute Gründe für eine individuelle Lösung sprechen – Anlass genug, beide Wege genauer zu betrachten.
Wenn Entgelte angepasst werden, stehen Einrichtungen immer vor der Frage, ob sie sich an pauschalen oder individuellen Anpassungswerten orientieren.
Beide Ansätze verfolgen unterschiedliche Logiken und bilden Kostensteigerungen auf unterschiedliche Weise ab.
Pauschale Anpassungen: tarifgebunden und inflationsorientiert
Pauschale Anpassungen orientieren sich an den tariflichen Entwicklungen, insbesondere am TVöD. Diese tariflichen Steigerungen versuchen grundsätzlich, die allgemeine Inflation abzubilden – also die durchschnittliche Preisentwicklung in der Gesamtwirtschaft. Dieser prozentuale Wert wird durch die örtlichen Jugendämter der Einrichtung übergreifend festgelegt.
Allerdings gilt: Die Inflation basiert auf einem statistischen Warenkorb, der nicht die spezifischen Kostenstrukturen einzelner Einrichtungen widerspiegelt. Pauschale Anpassungen sind daher immer ein vereinheitlichter, generalisierter Ausgleich, der für alle gilt, aber niemanden exakt trifft.
Am Beispiel Sachkosten: Hier ist die pauschale Anpassung klar definiert:
• 1,9 % insgesamt, davon
o 0,1 % für 2025
o 1,8 % für 2026
Individuelle Anpassungen: reale Kosten statt Durchschnittswerte
Individuelle Anpassungen orientieren sich dagegen an den tatsächlichen Kostensteigerungen einer Einrichtung. Sie berücksichtigen Faktoren wie:
• regionale Preisentwicklungen
• spezifische Personalstruktur
• Energie- und Sachkosten vor Ort
• besondere Bedarfe oder Leistungsprofile
Damit bilden individuelle Anpassungen die Realität viel genauer ab als pauschale oder tarifliche Werte. Sie sind nicht an die allgemeine Inflation gebunden, sondern an die konkrete wirtschaftliche Situation der Einrichtung. Daher wird eine individuelle Anpassung in den allermeisten Fällen lohnenswerter sein als die Anpassung, die auf statistischen Durchschnittswerten beruht.
Personalkosten: warum die tarifliche Logik komplexer ist
Bei den Personalkosten greifen die tariflichen Mechanismen des TVöD. Diese bestehen aus zwei Komponenten:
1. Erhöhung der Jahressonderzahlung (v. a. für höhere Entgeltgruppen)
2. Reguläre tarifliche Entgeltsteigerungen für alle Entgeltgruppen
Wichtig ist: Auch diese tariflichen Steigerungen sollen die Inflation abfedern – aber berücksichtigt werden die Steigerungen erst ab ihrem Startzeitpunkt gemäß TVÖD:
• 2025 ab 1. April
• 2026 ab 1. Mai
Da Entgeltvereinbarungen jedoch meist 12 Monate umfassen, müssen die unterjährigen Steigerungen auf das Gesamtjahr hochgerechnet werden. Dadurch fällt die tatsächliche Jahreswirkung geringer aus als die nominelle Erhöhung.
Das Fazit: Inflation ist ein Orientierungspunkt – aber keine Abbildung der Realität
• Tarifliche (pauschale) Steigerungen orientieren sich an der Inflation, bilden aber nur einen Durchschnittswert ab.
• Individuelle Anpassungen bilden die echten Kostensteigerungen einer Einrichtung ab – und können daher deutlich von der allgemeinen Inflation abweichen.
• Einrichtungen sind unterschiedlich, und deshalb kann eine pauschale Anpassung niemals die individuelle Kostenlage vollständig treffen.
Damit wird klar: Pauschale Anpassungen sind ein notwendiger Orientierungsrahmen – und sind sachdienlich, wenn ein geringer Arbeitsaufwand im Vordergund steht. Denn individuelle Anpassungen sind die realistische Abbildung der tatsächlichen Kostenentwicklung, bergen aber ebenso einen hohen Arbeitsaufwand, da alle Positionen pauschalisiert werden müssen.
